Und das Stroh! Das piekst! Ganz fürchterlich! Sprecher Micha nahm nämlich das Stroh mit Händen und Gesicht fühlend und zur Erheiterung aller ganz genau unter die Lupe: Wer soll bloß darin schlafen können? Denn so ermahnt er: „Das Christkind ist nicht irgendein Kind, ein ganz besonderes Kind; das ist doch eigentlich sowas wie ein König!“
Und welches Instrument klingt wohl prächtig genug für einen König? Der passende Moment, die Klänge der einzelnen Instrumente des Orchesters kennen zu lernen: Traversflöte, Oboe d’amore, die sich schön im Schlaflied „Schlafe, mein Liebster“ entfaltet, Fagott, Violine, Bratsche, Violoncello, Kontrabass, Orgel, Cembalo – alles entweder freundlich, lieblich oder lebendig, aber nicht besonders königlich und festlich. Doch dann: Was ist sie doch ein prächtiges Instrument, die Trompete! Wie geschaffen, majestätischen Glanz auszudrücken, jubiliert sie hymnisch – auf einer Barocktrompete gespielt von Ute Hartwich - in der Arie „Großer Herr, o starker König, Liebster Heiland“. Festlich stimmt aber bereits der Eingangschor „Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tage“ in die Weihnachtsgeschichte ein, die an diesem Nachmittag aber rezitativ (Henning Kaiser, Tenor/Evangelist) beginnt: „Und es waren Hirten in derselben Gegend...“. Deren Furcht versucht ein Engel (Kerstin Bruns, Sopran) zu nehmen: „Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude...“. Und schon machten sie sich auf gen Bethlehem und besingen ihren Fußmarsch: Erzähler Micha machte deutlich, wie plastisch der Komponist Bach dies vertont hat – man hört regelrecht die großen Schritte und flinken Trippelschritte der großen und kleinen Hirten heraus.
Das junge Publikum erfährt zum Finale auch, dass Johann Sebastian Bach die bekannte Melodie des Weihnachtsliedes „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (Martin Luther) für Choräle in seinem Weihnachtsoratorium verwendet hat – und Chor und Orchester stimmen triumphierend „Ach mein herzliebes Jesulein“ an.
Erzähler Micha übersetzte die Zeilen des Choraltextes für die kleinen Zuhörer so: “Wenn es [das Christkind] das nächste Mal wieder nichts besseres als eine harte Krippe zum Schlafen findet, dann soll es doch einfach zu uns kommen. Und dann darf es sich zu uns kuscheln und in unser Herz hineinschlüpfen. Und dann kann es ganz bestimmt gut schlafen“.
Nachfolgend am selben Abend sowie am Vortag wurde das Weihnachtsoratorium (Teile I bis III) in der Elisabethkirche zudem in voller Gänze konzertant aufgeführt.